Die Ratte ist tot

Am Freitag mußte ich meine geliebte Ratte einschläfern lassen.
Ich habe sie im Arm gehalten und liebkost, als sie - ohne Angst und Schmerzen - eingeschlafen ist. Sie schleckte noch ein wenig Vitaminpaste und reckte noch einmal ihr Schnäuzchen hoch, vielleicht wollte sie mich noch trösten, wie sie es immer getan hat, wenn ich geweint habe.

Wir haben uns geliebt.

Ich werde nie vergessen, wie sie gähnte und ihr Pfötchen dabei ausstreckte. Und wie sie empöhrt ihr Köpfchen schüttelte, wenn sie nicht bekam, was sie wollte. Und ihre Neugier auf diese so spannend riechende Welt, die sie jeden Tag neu erforschte...
Nie wieder wird sie meine Kabel durchbeißen und mich unschuldig angucken, wenn ich sie dabei entdecke und schimpfe. Nie wieder wird sie Löcher in mein Seidennachthemd knabbern und meine Pflanze (sie hatte dazu eine andere Meinung) ausbuddeln. Nie wieder wird sie am Käfiggitter hängen um mich zu begrüßen, wenn ich nach Hause komme. Nie wieder wird sie zu mir flüchten, wenn sie was erschreckt, sich unter meinen Haaren verstecken, in meinem Pulli schlafen und mit mir Spaghetti essen. Nie wieder will sie auf einmal - ja, genau jetzt - geknuddelt werden, nie wieder kann ich ihr warmes Fell streicheln, ihr einen dicken Schmatz auf den runden Rattenbauch geben und nie wieder werde ich dann von ihr abgeschleckt und geputzt. Nie wieder wird sie auf meiner Schulter sitzen, an meinen Haaren zupfen und mir ihre Geschichten ins Ohr flüstern mit kleinen Fiepslauten und Zähneknuspern und ich werde ihr lieben Unsinn erzählen, dem sie zuhört, bevor sie weiterflüstert. Nie wieder...
Ich habe so viele Erinnerungen an die zwei Jahre, die wir zusammen gelebt haben, sie gehoerte zu mir.

Und irgendwann werden diese Erinnerungen nicht mehr weh tun.
Ich vermisse sie so. Meine Wohnung ist kein Zuhause mehr, seit sie tot ist.

Kleine Ratte, ich werde dich nie vergessen, du warst was ganz besonderes. Ruhe in Frieden, mein süsses Monster. Ich hab dich lieb. Alles ist gut.




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